Heimatpflege: 
Erinnerung an
Vergangenes
wachhalten!

Vortrag zum Bauernkrieg im Landkreis Lindau

Von Karl „Charly“ Schweizer über den Bauernkrieg 1525/26 im Landkreis Lindau am Donnerstag, dem 05.06.2025 im Pfarrsaal von Niederstaufen

26 Person, davon die Hälfte Frauen interessierten sich für die 500 Jahre zurückliegende Geschichte unserer ländlichen Vorfahren. Illustriert durch Bilder von Burgen, Dokumenten und zeitgenössischen Zeichnungen, die auf eine Leinwand projiziert wurden, berichtete Schweizer lebhaft und spannend vom größten Volksaufstand in der Geschichte unserer Region. 

Die Menschen, die in unserer in verschiedene Herrschaften und Gerichtsbezirke stark untergliederten Landschaft lebten, waren zu 90% leibeigene Bauern. Sie litten unter verschiedensten Beschwernissen und Abgaben, die mit Abnahme der Kaufkraft in jener Zeit von Adel und Klerus ständig erhöht wurden. Man denke nur an die verpflichtende Fronarbeit auf den Gütern der Herren und an das Besthaupt, das eine leibeigene Bauernfamilie an den Herrn abtreten musste, wenn der Bauer oder seine Frau starb. Für den Mann musste das beste Stück Vieh, für die Frau deren bestes Gewand, quasi als Kompensation des Verlustes an Leibeigentum, abgegeben werden. 

Fromm waren sie alle und die Bauern wollten sich in Zukunft nur einem Recht beugen, das aus der Heiligen Schrift belegbar ist. Immer waren sie darauf aus, Gewalt und Kampf zu vermeiden, denn sie wussten, auch um die Kampfstärke der Berufssoldaten (Landknechte) des Schwäbischen Bundes. 

In unserer Region kam es zwar zu Plünderungen von Burgen und Klöstern – die Bauernhaufen mussten sich ja ernähren und holten sich zurück. Was sie abgegeben hatten – nie aber zu brutaler Gewalt gegen die Herren. Ihre Führer, die sich nicht immer freiwillig den Bauernhaufen anschlossen – wie z.B. Dietrich Hurlewagen von Gitzenweiler – waren eher darum bedacht, selbst nicht zu sehr in Schwierigkeiten zu geraten. Das sah Truchsess Georg von Waldburg, der Führer des Bundesheeres anders. Er täuschte und log den Bauern Friedfertigkeit vor und ließ sie blutig verfolgen, sobald seine militärische Lage es wieder zuließ. 

Im See- und Lindenberger Haufen waren die Aufständischen unserer Gegend vereinigt. Durch Unentschlossenheit und Uneinigkeit vergaben sie die große Chance das Bundesheer bei Weingarten zu schlagen, ließen sich vertrösten und zerstreuen, wo sie dann vereinzelt und in kleinen Gruppen von marodierenden Landsknechten hingeschlachtet wurden. 

Nie wieder erhob sich der Bauernstand nach diesen Massakern und nach dem Zwang zur sog. Brandsteuer, die jeder Hof zu zahlen hatten, wenn ein Mitglied der Familie sich am Aufstand beteiligt hatte. Armut Hunger und Not waren die Folge für die Überlebenden, oft nur Frauen und Kinder. 

Reich wurde nur Truchsess Georg von Waldburg, dem große Ländereien in der Gegend geschenkt wurden.

Heimatgeschichtliche Wanderung über die „Adelburg“ zur Wendelinskapelle

Zwischen zwei heftigen Regenschauern machten sich vier heimatgeschichtlich Interessierte auf den Weg über das "Kirchenwegle", durch Adelberg hinauf zu der Stelle, wo ein Merckt'scher Gedenkstein an die Stelle im Wald erinnert, an der Halsgraben und Wall an die Burg erinnert, deren möglicherweise letzte Bewohnerin Guta von Adelberg war. Die Legende berichtet, dass sie aus ihrem Nachlass die ersten Kirche vor 1249  in Niederstaufen bauen ließ. Um 1700 ist die Burg als Ruine dokumentiert. Also musste Guta nicht mehr miterleben, wie der Molassefelsen, auf dem sie erbaut warm abbrach und den größten Teil der Burg in die Tiefe riss. Ein Vorteil für die Niederstaufner, die dann fast ebenerdig Steine für den jeweils eigenen Hausbau abholen konnten. Die Sonne war dabei sich hinter die Wolken zu verziehen, als die Wendelinskapelle erreicht wurde, wo das Meßnerehepaar Vogler bereits wartete. Der Ortsheimatpfleger informierte seine Wandergenossen über die wechselvolle Geschichte der kleinen Kapelle, die im späten 18. Jahrhundert mit dem Bau durch die Brüder Josef +1701, Jakob +1707 und Johann +1728 Küng begann. Im gleichen Jahr erhielt die Kapelle die Genehmigung außer den Sonn- und Feiertagen Messfeiern abzuhalten, denn an diesen Tagen wollte man die Gläubigen und en Pfarrkirchen Niederstaufen und Scheidegg versammeln. Wie wichtig den Menschen ihre Kapelle war zeigt die Anekdote, dass sie 1789 den Kaiser Joseph II. die Kapelle abkauften, um sie vor dem Abriss zu retten. Als im WK II die Glocke zur Munitionsherstellung eingeschmolzen werden sollte verhinderte das der "Schütz vom Berg", der gerade auf Fronturlaub war, durch sein resolutes Auftreten. Allerdings war die Kapelle in die Jahre gekommen und es bedurfte eines weiteren Resoluten, der sich der Kapelle annahm. Per. J.B. Wolfgruber übernahm 1926 die Pfarrstelle in Niederstaufen. 1927 wurde schon eine Sakristei mit Turm und dein Vorzeichen an die Westseite angebaut. Für die Innenausgestaltung "bettelte" er an Kunstakademien um Altarbilder und 1931 begründete er den Wendelinsritt. Ein besonderes Privileg erfuhren die Wanderer, indem ihnen erlaubt wurde in den Turm hinaufzusteigen, wo die älteste Glocke mit den Initialen der Gründer zwar nicht mehr im Dienst, aber immerhin vorhanden ist. 

Inzwischen hatte sich die Sonne wieder verzogen, sodass der Rückweg unter Regenschirmen stattfinden musste.

Ausstellungen und Projekte im ehem. Schulgebäude

Das schöne Heimatstubenlogo wurde von der Niederstaufner Künstlerin Claudia Wiedenroth gestaltet und den Heimatpfleglern gespendet.

Es zeigt die Niederstaufner Pfarrkirche neben dem ehemaligen Schulgebäude. Im Hintergrund sieht man ein weiteres Wahrzeichen des Dorfes, den Kreuzberg.  Copyright Claudia Wiedenroth!

 

 

Ein Besuch lohnt sich

Schule Niederstaufen

Regelmäßig organisieren wir Ausstellungen in der ehemaligen Niederstaufener Schule, in welcher unsere Heimatstube untergebracht ist.

Die Niederstaufener Schule liegt gegenüber der Niedertstaufener Dorfkirche am Dorfplatz.

Die Öffnungszeiten der Ausstellungen werden in der örtlichen Presse bekannt gegeben.

Schulunterricht fand in Niederstaufen seit der Einführung der allgmeinen Schulpflicht wohl im ehemaligen Mesmerhaus statt, das später die Alte Schule genannt wurde.

Im Herrschaftsbereich der Habsburger, zu dem auch das Westallgäu gehörte, wurden die Eltern schon seit Maria Theresias Zeiten (1717/1740-1780) angehalten, ihre Kinder zur Schule zu schicken. Mit der Herrschaftsübernahme durch die Bayern 1806 galt auch in unserem Dorf die am 23.12.1802 eingeführte bayerische Schulpflicht.

Spätestens von diesem Zeitpunkt an, wird es ein Schulgebäude, allerdings wohl nur mit einem Raum und einem hauptamtlichen Lehrer für alle Klassen gegeben haben.

In Niederstaufen ist das bereits genannte Mesnerhaus, das 1989 abgerissen wurde, wohl das erste und am längsten genutzte Schulgebäude. Als zu Beginn des 20. Jahrhunderts Klassenbildung üblich wurde, d. h. dass die Klassen 1 bis 3 und 4 bis 7 in jeweils einem Raum von zwei Lehrerkräften unterrichtet wurden, brauchte man mehr Platz.

Ab 1927 ist in Niederstaufen belegt, dass die sog. Unterklasse im Obergeschoß des Feuerwehrhauses meist von „Fräuleins“, also Lehrerinnen, unterrichtet wurde, während die sog. Oberklasse ihren Unterricht weiterhin im Mesnerhaus von einer männlichen Lehrkraft erhielt.

Schon in den Dreißiger Jahren dachte man, um die räumliche Trennung aufzuheben, über den Bau eines neuen Schulgebäudes nach. Erste Pläne sahen den Neubau zwischen Feuerwehrhaus und Gasthof Rößle, etwa auf Höhe der heutigen Anwesen Allgäustrße 34 und 36 vor.

Der Zweite Weltkrieg ließ einen kostenträchtigen Kulturbau nicht zu, da das Geld in die Mordmaschinerie gepumpt werden musste.

Umso erstaunlicher aber ist es, dass bereits wenige Jahre nach dem katastrophalen Zusammenbruch des Nazi-Größenwahns der Schulneubau in Niederstaufen am jetzigen Dorfplatz in Angriff genommen und schon 1950 fertig gestellt werden konnte.

Ihre Selbstständigkeit verlor die Volksschule Niederstaufen im Zuge der Schulreform 1972 und war spätestens nach dem Neubau der Verbandschule in Weißensberg als Schulgebäude ständig gefährdet.

Immer wieder konnten Eltern und politisch aktive Bürger die Angriffe abwehren bis zum Ende des Schuljahres 2006/2007.

Seitdem gehen Niederstaufener und Sigmarszeller Kinder nach Weißensberg in die Grundschule.

Das Niederstaufener Schulgebäude beherbergt nun einen Proberaum der Musikkapelle Niederstaufen. Ein weiteres ehemaliges Klassenzimmer wurde in einen Turn- und Gymnastikraum umgewidmet, welcher vorwiegend vom TSV Niederstaufen genutzt wird, bei Dorfveranstaltungen jedoch auch für andere Zwecke genutzt wird (z. B. an Fasnacht für das Café Ole, für das Kasperltheater und Weihnachtsbazar am FiZ, als Ausstellungsraum für die Häuserbanner der Heimatpflegler, etc.). Im dritten großen Raum (ehemals Sportraum der Schule) wurde die Heimatstube eingerichtet, wogegen das Dorfarchiv im ehemaligen Rektorat eine Heimat gefunden hat.

 

Persönlichkeiten in Niederstaufen

In Niederstaufen gab es zahlreiche Persönlichkeiten, die das kulturelle und soziale Leben der Gemeinde geprägt haben. Sie setzten sich für das Gemeinwohl ein.  Sie alle trugen maßgeblich zur Entwicklung der Dorfgemeinschaft bei. Ihre Initiativen und ihr Einsatz für verschiedene soziale Projekte hinterließen bleibende Spuren. 

Matthias Spieler

* 27.01.1782 in Geißlehen

+ 21.08.1852 in Geißlehen

Stifter des Kaplaneibenefiziums in Niederstaufen

Namensgeber für den Matthias-Spieler-Weg.

Seine Stiftung un die der Geschwister Hämmerle von Hölzlers waren an die Bedingung geknüpft, dass die politische Gemeinde Niederstaufen den künftigen Kaplänen eine standesgemäße Behausung zur Verfügung stellte.

So wurde 1856 das Kaplaneihaus, heute Allgäustraße 28, errichtet.

Martin Vögel

*01.09.1864 in Niederstaufen

+ 16.02.1941 in Niederstaufen

Landwirt, Ökonomierat

Bürgermeister von Niederstaufen 1901-1929

Distriktsrat in Niederstaufen,

Bezirksamt Lindau

Landtagsabgeordneter der Zentrumspartei

Wkr. Immenstadt/Schw: 1905/07

Wkr. Lindau/Schw: 1907/11

Wurde 1933 als „Schwarzer“, d. h. Mitglied der Zentrumspartei, unter Hausarrest gestellt.

Josef Greising
 

* 31.03.1885 in Niederstaufen

+ 15.11.1969 in Niederstaufen

Wagnermeister und Landwirt

Feuerwehrkommandant 1919-1932

Vorstand der Feuerwehr 1932-1940

Bürgermeister von Niederstaufen 1929-1939

 

Johann Baptist Wolfgruber

Ortspfarrer in Niederstaufen 1926-1938

Begründer des Wendelingsrittes auf den Kinberg 1931

Verdienstvoller Erforscher der Dorfgeschichte,insbesondere der Geschichte einzelner alter Anwesen.

Herlinde Koelbl, geb. Traut

* 31.10.1939 in Niederstaufen

wohnhaft in Neuried bei München

 National und international anerkannte Fotografin und Journalistin.

Gebhard Strodel

*1900 - +1974

Langjähriger Bürgermeister (1938-1972) und Ehrenbürger von Niederstaufen. 

Das Gemeindeamt betrieb er in dieser Zeit von seinem Wohnhaus im Immen (> zur Hausgeschichte) aus.

Heimatverein Niederstaufen 2022 e.V.

Allgäustraße 36 . 88138 Niederstaufen

Telefon +49 08388 982537

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